"Licht aus!"

Wussten Sie:

  • Wenn der Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen durch künstliches Licht gestört wird, sinkt die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit. Schlafstörungen, Depressionen und Burn-Out-Erscheinungen können auftreten.
  • Infolge der verringerten Melatoninausschüttung steigt langfristig das Risiko für Diabetes, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Ein Zusammenhang zwischen Melatoninmangel und verschiedenen neurodegenerativen Krankheiten, wie Alzheimer und Parkinson, wurde jüngst festgestellt.
  • Es ist wissenschaftlich belegt, dass in Gebieten mit besonders hoher Lichtverschmutzung bestimmte Tumorerkrankungen, nämlich Brust- und Prostatakrebs, signifikant öfter auftreten. Dies sind die beiden häufigsten Krebsarten in den Industrieländern (die in der Regel die meiste Lichtverschmutzung produzieren).

Im Garten Licht? Bitte nicht!

Viele Menschen lieben ihre Gärten und stecken viel Mühe in Herrichtung und Pflege. In den letzten Jahren ist jedoch zunehmend zu beobachten, dass die Straßenbeleuchtung Konkurrenz aus den Gärten bekommt. Plastik-Solarstecker und Lichterketten nehmen zu, Hausfassaden werden wie Kirchen angeleuchtet. Die lebensnotwendige natürliche Dunkelheit verschwindet und das geht einher mit vielen Problemen für die Tierwelt und Nachteilen für Menschen.

 

Kunstlicht verwirrt, vertreibt und blendet!
Kunstlicht verwirrt, vertreibt und blendet!

Unsere Siedlungen bieten vielen Tieren einen wichtigen Rückzugs- und Lebens raum. Bäume, Hecken und blühende Gärten sorgen für ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Davon profitieren vor allem nachtaktive Insekten wie die für die Bestäubung wichtigen Nachtfalter. Auch Fledermäuse, Glühwürmchen, Eulen, Igel und Co. sind nachts unterwegs und sehr lichtempfindlich. Unzählige Käfer, Gliederfüßer und Bodenbewohner haben ebenfalls ihren Aktivitätsraum in der Nacht. Schon wenig künstliches Licht beeinträchtigt sie sehr, denn sie sind auf die natürliche Schwachlichtumgebung der Nacht angepasst. Künstliches Licht stört sie – es blendet, verwirrt und vertreibt. Regenwürmer z.B. kommen zur Paarung an die Oberfläche und brauchen dazu absolute Dunkelheit – sie spüren mit ihrer Haut, wie hell es ist.

 

Und mit der Schleiereule, deren Bestände zwischen 2011 und 2023 extrem eingebrochen sind, gilt eine weitere Art, die (beleuchtete) Siedlungen als Lebensraum nutzt, als gefährdet.

Ein natürlich dunkler Garten als Ruheraum

Auch für tagaktive Gartenbewohner wie Singvögel und Eichhörnchen ist ein natürlich dunkler Garten wichtig. Er dient als Ruheraum und zur Erholung und Aufzucht des Nachwuchses. Wir Menschen können das nachvollziehen – für unsere eigene Erholung nehmen wir gern die Dunkelheit in Anspruch, indem wir unsere Schlafzimmer verdunkeln. Leider haben die tierischen Garten- und Siedlungsbewohner keine Möglichkeit, sich vor Lichtverschmutzung zu schützen. Ihre Lebensräume gehen verloren, werden verkleinert; das Leben wird unnötig erschwert – oft mit fatalen Folgen.  

Künstliche Beleuchtung stört

Zur Lichtverschmutzung tragen auch moderne Deko-Produkte wie Solarleuchten bei. Diese erreichen in Bodennähe hohe Beleuchtungsstärken. Das beeinträchtigt z.B. Bodenbewohner und zwingt den Igel zu kräftezehrenden Umwegen. Nicht zu vergessen, dass es sich bei diesen Produkten in der Regel um Importware mit hohem Plastik- und Ressourceneinsatz handelt, die nicht recycelbar ist.

 

Die günstigen Akkus müssen als Sondermüll entsorgt werden. Lichterketten wiederum benötigen Plastik und hohe Anteile an problematischen Weichmachern für ihre Biegsamkeit. In Bäumen, Hecken oder an Zäunen aufgehängt, verhindern sie z.B. die Entwicklung von überwinternden Larven an Blattunterseiten oder Rindenüberständen. Singvögel verlieren durch die künstliche Helligkeit gerade in der laubfreien Zeit ihre Schlafplätze. Angestrahlte Hausfassaden reflektieren das Licht stark in die Umgebung und erhellen diese unnötig. Vergessen wird dabei auch oft, dass sich Nachbarn gestört fühlen können. Eine weitere Auswirkung ist, dass das über Wolken aufsummierte Kunstlicht zudem in die Außenbereiche der Siedlung gestreut wird und dort die Nachtlandschaft unnatürlich aufhellt. 

 

Vielen Menschen geht auch der Sternenhimmel in den Siedlungen verloren, der über alle Kulturen und Altersgrenzen hinweg verbindet, fasziniert und beruhigt. Auf diese Weise schwächt die Lichtverschmutzung unsere Verbindung mit der Natur, denn wir nehmen die natürliche Dunkelheit und den Sternenhimmel weniger wahr. Jedes Engagement gegen Lichtverschmutzung dagegen gewinnt Lebensräume zurück, reduziert Ressourcen- und Energieverbrauch und gibt Groß und Klein den Sternenhimmel in der Siedlung wieder. Das gilt auch für Unternehmen und die Straßenbeleuchtung, denn viele Kommunen machen seit Jahren gute Erfahrungen mit weniger flächendeckendem Licht, geplanten Dunkelräumen und der Abschaltung der öffentlichen Beleuchtung in den nächtlichen Stunden. 

Nachtschutz ist Klimaschutz und Artenschutz

Im Garten und auf Grünflächen sollte Kunstlicht grundsätzlich vermieden werden. „Omas Garten“ ohne künstliche Lichtquellen ist dabei das Vorbild. Und falls man doch etwas Licht braucht – z.B. am Hauseingang –, dann gilt:

  • zuerst überlegen, ob das Straßenlampenlicht, die Nutzung von Taschenlampen oder gut sichtbare Markierungen ausreichen,
  • wenn Kunstlicht, dann nur nach unten strahlen,
  • sparsam, nur so viel Licht wie nötig = 100-300 Lumen Lichtstrom (steht auf der Packung) reichen in der Regel aus,
  • warme, bernsteinfarbene Lichtfarbe einsetzen = etwa 2200, höchstens 2700 Kelvin Farbtemperatur,
  • ausschalten, wenn nicht benötigt, und in der Nacht.

Das spart nicht nur wertvolle Energie und Ressourcen, es ist auch rücksichtsvoll gegenüber Tieren, Pflanzen, Nachbarn und Klima.

Was ist Lichtverschmutzung?

Kunstlicht in der Außenbeleuchtung ist uns nützlich, aber auch sehr schädlich. Es zählt gleichgestellt mit Lärm- und Luftverschmutzung zu den schädlichen Umwelteinwirkungen im Sinne des Immissionsschutzes. Aufgrund der Auswirkungen auf die Arten, darunter Insekten, wurde der Schutz der Lebewesen vor Beleuchtung zudem u.a. in der Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes verankert. Als Lichtverschmutzung wird dabei jede nachteilige Auswirkung definiert, die auf den Einsatz künstlicher Lichtquellen während der Nacht zurückzuführen ist. Dazu zählen unter anderem die Aufhellung der direkten Umgebung, Anstrahlung von Lebensräumen wie Grünstrukturen, Gewässern, Naturräumen und des Nachthimmels sowie die Blendung und die nachbarschaftliche Störung. Längst nicht mehr auf den städtischen Raum beschränkt, verursachen auch im ländlichen Raum unnötige und falsch installierte oder konstruierte Leuchten Lichtverschmutzung. Licht von unzähligen Lichtquellen und von reflektierenden Flächen – dazu zählt auch die Straßenbeleuchtung – trifft zudem auf Wolken und Partikel in der Atmosphäre. Eine Pflicht zur (Straßen-)Beleuchtung gibt es in Deutschland dagegen kaum. Einerseits entsteht dadurch ein unnatürlich heller Himmel über den Siedlungen, der heller als eine Vollmondnacht sein kann. Zum anderen wird das Licht über Reflektion an Wolken weit über die Ortsgrenzen hinaus gestreut. So sind auch entlegene Gebiete ohne künstliche Beleuchtung von Lichtverschmutzung betroffen. Lichtverschmutzung hat nachweislich negative und oft fatale Auswirkungen auf natürliche Ökosysteme. Der oft unnötige Einsatz von künstlichem Licht verschlingt zudem Ressourcen und Energie und lässt das faszinierende Naturereignis eines Sternenhimmels verblassen. Es gibt zahlreiche technische und rechtliche Möglichkeiten, Kunstlicht zu vermeiden und nicht vermeidbare Beleuchtung möglichst wenig umweltbelastend zu gestalten. 

Dank

Der NABU Wettenberg dankt dem

 

Landkreis Fulda

Hessische Verwaltung

UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Marienstraße 13

36115 Hilders

für die Überlassung des Textes und der Tier-Grafiken Sternenpark „Licht aus“ sowie Sabine Frank, Landkreis Fulda, für die wertvolle Informationssammlung und Beratung zur Lichtverschmutzung und zum Thema „Licht aus“. Bei Rückfragen oder Beratungsanfragen zum Thema Lichtverschmutzung: info@sternenpark-rhoen.de

 

Weitere Infos siehe auch:

www.sternenpark-rhoen.de

www.lichtverschmutzung-hessen.de

www.nabu-wettenberg.de

www.nabu.de